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Dawid MikuszeitAlter: 71 Jahre18561928

Name
Dawid Mikuszeit
Vornamen
Dawid
Nachname
Mikuszeit
Geburt 11. Juni 1856 24 26

Tod eines väterlichen GroßvatersJons Mikuzeitis
nach 1857 (Alter 6 Monate)

Geburt einer SchwesterElse Mikuszeit
1. Juli 1862 (Alter 6 Jahre)
Beruf
Bauer, zur Winterzeit Schneider

Taufe einer SchwesterElse Mikuszeit
6. Juli 1862 (Alter 6 Jahre)
Bildungsabschluss
Typ: Einklassige Volksschule
um 1863 (Alter 6 Jahre)
Notiz: Der Schulunterricht erfolgte in litauischer Sprache. Der Schulbesuch war sehr unregelmäßig.
Geburt einer SchwesterEwe Mikuszeit
vor 1866 (Alter 9 Jahre)
Heirat eines ElternteilsAdoms SkwirbliesEve SzogikkeDiese Familie ansehen
Typ: Kirchliche Trauung
27. Dezember 1866 (Alter 10 Jahre) Ehemann: 28 J. ältester Sohn Ehefrau: 38 J.
Notiz: 36/1866
Konfirmation um 1870 (Alter 13 Jahre)
Beruf
Hütejunge, Klein- später Großknecht
nach 1870 (Alter 13 Jahre)
Kirchliche TrauungMare (Marie) KonradDiese Familie ansehen
nach 1880 (Alter 23 Jahre)
Beruf
Tagelöhner
um 1881 (Alter 24 Jahre)
Geburt einer Tochter
#1
Eva Mikuszeit
um 1882 (Alter 25 Jahre)
Wohnsitz um 1882 (Alter 25 Jahre)
Adresse: Kate (der betagten Eheleute Pfau) auf der Heide in der Gemarkung Suwenen. Es war das einzige Gebäude das auf der rechten Wegseite nach Windenburg stand.
Geburt einer Tochter
#2
Marie Mikuszeit
15. August 1883 (Alter 27 Jahre)
Adresse: im elterlichem Hause
Beruf
Arbeiter
um 1883 (Alter 26 Jahre)

Notiz: ..Vor etwa 70 Jahren (1882) wurden hier an der Haffküste große Bernsteinbaggereien in Naßbetrieb mit gutem Erfolg durchgeführt. An diesen Arbeiten hat auch mein Vater in den ersten Jahren seiner Ehe teilgenommen.
Geburt eines Sohns
#3
Johann Mikuszeit
16. Dezember 1886 (Alter 30 Jahre)
Geburt eines Sohns
#4
Max Mikuszeit
20. Oktober 1887 (Alter 31 Jahre)
Tod einer TochterEva Mikuszeit
um 1887 (Alter 30 Jahre) Alter: 5
Ursache: Masern
Notiz: Zu der Zeit war in der ganzen Umgebung keine ärztliche Hilfe erreichbar.
Beruf
Matrose auf einer Klappschute
um 1888 (Alter 31 Jahre)
Adresse: Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal)

Geburt einer Tochter
#5
Madline „Madle Magdalene Madeline“ Mikuszeit
27. Dezember 1890 (Alter 34 Jahre)
Geburt eines Sohns
#6
David Mikuszeit
1898 (Alter 41 Jahre)
Adresse: Elterliche Wohnung
Heirat eines KindsMartin CwikisMarie MikuszeitDiese Familie ansehen
um 1908 (Alter 51 Jahre)

Heirat eines KindsJohann MikuszeitEva JakomeitDiese Familie ansehen
1910 (Alter 53 Jahre)
Beruf
Kätner
1912 (Alter 55 Jahre)
Notiz: Adressbuch für den Kreis Heydekrug 1912
Tod eines SohnsDavid Mikuszeit
1918 (Alter 61 Jahre)
Ursache: gefallen
Notiz: Liste Preußen 1125, Deutsche Verlustlisten Ausgabe 1871 vom 29.04.1918, Seitenzahl 23306


Heirat eines KindsHeinrich II SchimkusMadline „Madle Magdalene Madeline“ MikuszeitDiese Familie ansehen
Typ: Standesamtliche Heirat
8. Januar 1920 (Alter 63 Jahre)
Notiz: StA Kinten 1/1920
Tod 31. März 1928 (Alter 71 Jahre)
Chronik um 1958 (29 Jahre nach Tod)

Notiz: Der Stamm -- Von der Wiege bis zum Grabe
Notiz: Rückschau in die Vergangenheit Familiäres:
Memeer Dampfboot März 2002 (73 Jahre nach Tod)


Bestattung
Familie mit Eltern - Diese Familie ansehen
Vater
Mutter
Heirat: 14. Januar 1856Kinten
5 Monate
er selbst
6 Jahre
jüngere Schwester
5 Jahre
jüngere Schwester
Familie der Mutter mit Adoms Skwirblies - Diese Familie ansehen
Stiefvater
Mutter
Heirat: 27. Dezember 1866Kinten
Familie mit Mare (Marie) Konrad - Diese Familie ansehen
er selbst
Ehefrau
Heirat: nach 1880Kinten
3 Jahre
Tochter
Eva Mikuszeit
Geburt: um 1882 25 24Suwehnen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
Tod: um 1887Suwehnen, Kreis Heydekrug, Ostpreußen
19 Monate
Tochter
3 Jahre
Sohn
10 Monate
Sohn
3 Jahre
Tochter
8 Jahre
Sohn

Bildungsabschluss

Der Schulunterricht erfolgte in litauischer Sprache. Der Schulbesuch war sehr unregelmäßig.

Beruf

..Vor etwa 70 Jahren (1882) wurden hier an der Haffküste große Bernsteinbaggereien in Naßbetrieb mit gutem Erfolg durchgeführt. An diesen Arbeiten hat auch mein Vater in den ersten Jahren seiner Ehe teilgenommen.

Beruf

Adressbuch für den Kreis Heydekrug 1912

Chronik

Der Stamm -- Von der Wiege bis zum Grabe Die Jugendjahre der Eltern die in der Zeit vor dem deutsch-französischen Kriege 1870/71 fielen, waren keineswegs rosig. Ihre Schulzeit fiel in den damaligen Notstandsjahren. Beide besuchten mehr oder weniger die einklassige Volksschule in Stankischken. Der Schulunterricht erfolgte in litauischer Sprache. Deutsch wurde nur an wenigen Stunden unterrichtet. Beide hatten sich so viel ::: erworben, daß sie ohne jede Hilfe Briefe selbst abfassen und schreiben konnten. Er hat seinen Vater im frühen Kindesalter verloren und ist beim Stiefvater aufgewachsen. Seine Mutter hatte in zweiter Ehe einen Skwirblies geheiratet. Nach der Konfirmation die in der Kirche zu Kinten stattgefunden mußte er bald in die Fremde gehen. Mehrere Jahre war er bei einem Bruder in Stankischken, erst als Hütejunge, dann als Klein- und später als Großknecht beschäftigt. Anfangs der 1880iger Jahre verehelichten sich die Eltern. Nach einer Erzählung der Mutter waren ihre Kinder- und Jugendjahre keineswegs rosig. Aufgewachsen ist sie auf dem Gutshof Feilenhof, wo ihr Vater Gutsgärtner war. Schon bald nach der Schule mußte sie ihr Brot selbst verdienen. Im Dorfe Minge, am gleichnamigen Fluß gelegen, hat sie ihre Jugendjahre durch Ableistung schwerster Arbeit verbracht. Die Holzflöß-Unternehmer bei denen sie tätig war haben das Personal bei ganz geringem Lohn von 5 bis 8 Thalern im Jahr (15 bis 24 Mark) ausgenutzt. Neben der Versorgung der Hauswirtschaft, mußten die umfangreichen Wiesen eingebracht werden. Dazu mußte jeden Morgen außer der Vieh- und Schweinefütterung 1 Ctr Roggen mit der Handmahlmühle verschrotet und das Mehl zu Brot verbacken werden. Mit dem Brot und anderem in der Wirtschaft erzeugten oder gewonnenen Lebensmitteln waren in der Regel 18 Floßleute Seite 8 zu beköstigen. Diese ganze Arbeit ruhte auf den Schultern von 2 Mägden. Obwohl die Schufterei ihr schon leid war, begab sie sich mit wehmütigem Herzen zum Traualtar. Als sie ihr weiteres Leben sich vor Augen stellte und vor ein Nichts stand, hat sie am Hochzeitsmorgen bittere Tränen geweint. Nach der Trauung stellten auch sie, wie jeder Kaufmann ihr vorhandenes Vermögen fest. Sie konnte 5 Thaler, er 3 Thaler aufweisen. Damit wurde die Ehe begründet. An Erbgut hatten beide nichts zu erwarten. Große Schulweisheit haben sie auch nicht mitgebracht. Beide hatten die einklassige Volksschule in Stankischken besucht. Die Unterrichtssprache war litauisch. In der Woche wurden auch einige Stunden Deutsch gegeben. Der Schulbesuch war sehr unregelmäßig, dennoch hatten sich beide so viel Kenntnisse erworben, daß sie ohne jede Hilfe Briefe abfassen und schreiben konnten. Die Mutter war ihm besonders im Rechnen weit überlegen. Daher lag ihr von vornherein die Wirtschaftsführung ob. Seite 9 Ihre Schuljahre waren die Notstandsjahre vor dem deutsch-französischem Kriege 1870/71. Ein großer Teil der Kinder, darunter auch die Mutter erhielten Schulspeisung, die aus einer Mehlsuppe und ein Stückchen Brot bestand. Nach ihrer Eheschließung bewohnten sie im Dorfe Suwehnen ein Stübchen und standen bei den Ortsbauern in Tagelohn. In ihrem dritten Ehejahr verkauften die betagten Pfau´schen Eheleute ihre auf der Heide gelegene Kate in der Gemarkung Suwehnen. Es war das einzige Gebäude das auf der rechten Wegseite nach Windenburg stand. Zu diesem Gebäude gehörte noch ein Morgen Ackerland, das unmittelbar an der Kate lag. Im übrigen hatte die Umgebung nichts als Heide und Wacholdersträucher aufzuweisen. Hier sagten sich Hasen und Füchse gute Nacht. Hier fanden aber auch die verschiedensten Vogelarten die gelegensten Nistplätze. Das junge Ehepar plante den Ankauf dieser Kate. Wie soll das aber vor sich gehen, denn die Seite 10 par aufgesparten Thaler reichten nicht einmal für die Anzahlung, doch schließlich fand der Wille auch einen Weg. Ehrbare Bauern, die die jungen Eheleute als strebsame Menschen von Kinderzeit her kannten, verbürgten sich für das Kaufgeld, das sie nach und nach abzutragen hatten. So wurden sie Eigentümer dieser Scholle. War das eine Freude als sie in ihrer eigenen Wohnung Einzug hielten und an ihrem eigenen Herd schalten und walten konnten. So konnte der erste Sprößling dieser Ehe sich gleich ins warme Nest setzen, das leider im 5. Lebensjahre an Masern verstarb, weil zu der Zeit in der ganzen Umgebung keine ärztliche Hilfe erreichbar war. In diesem neuen wohl baufällig anzusprechendem Heim wurde mit doppeltem Eifer gearbeitet und gespart. Der Vater, der das Schneiderhandwerk erlernt hatte saß im Winter emsig an der für alt erworbenen Nähmaschine und die Mutter die viel Geschick für Handarbeiten hatte betätigte sich unablässig Seite 11 in der Anfertigung und Bestickung von Rocktaschen für die litauische Frauen und Mädchen. Die litauische Weiblichkeit zeigte sich an Festtagen oder bei Familienfestlichkeiten im Sommer in Hemdsärmeln und Weste. Die Schulterärmel sowie die unteren Päßchen wurden neben dem abfallenden Kragen in den buntesten Farbtönungen und herlichsten Mustern bestickt. So entwickelte die Mutter immer neue Modeschöpfungen für die Damenwelt ihrer Zeit. Jeder neue Einfall wurde entsprechend belohnt. Die Einnahmen flossen teils in bar, teils in Naturalien ihr zu. Das erworbene Ackerland von einem preußischen Morgen wurde in Ermangelung von Zugkraft zunächst mit dem Spaten sorgfältig bearbeitet und zweckmäßig bestellt. Das unmittelbar an der Kate gelegene Sumpfloch wurde nach wochenlanger Mühe mit dem Schubkarren zugefüllt. Darauf wurde der Obst- und Blumengarten angelegt. Ein neuer Lattenzaun umfriedete das Anwesen Seite 12 Im kleinen Stall grunzte ein winziges Borstentier, das die Mutter, wie sie ausdrücklich bemerkte für 50 Pfennige sich von einem Dorfbauern als zurückgebliebenes Tier erworben hatte. Unter äußerster Sorgfalt hat sie diesen Säugling zu einem 3½ Centner Koloß herangezogen, der ihr einen schönen Batzen Geld abwarf. Weil diese Zucht ihr so gut glückte, verlegte sie sich fortab auf die Schweinezucht, die ihnen alljährlich zum Herbst ein schönes Sümmchen einbrachten. Nach sechsjähriger Ehe war die Kaufschuld getilgt, ja sogar einige Notgroschen beiseite gelegt. In den nächsten Jahren erwarben sie sich zum günstigen Kaufpreis einige Morgen vom anschließenden Heideland. Der Boden wurde zunächst gerodet und umgebrochen. Der Ertrag des Bodens war jedoch nur gering. Der Boden bestand aus purem Sand. Erst nach mehrjähriger Kultivierung und reichlicher Düngung wurde die Mühe gelohnt. Aber nicht nur auf dem Acker ruhte der Segen, sondern auch auf der Familie. Seite 13 1882 wurde die Marie geboren. Ihr folgte im Dezember 1885 der Johann und im Oktober 1887 tat ich, der Schreiber dieser Zeilen den ersten Blick in die irdische Welt. In unseren Kinderjahren war Schmalhans Küchenmeister. Doch als ich etwa 3½ Lenze zählte, erinnere ich mich noch heute, wie die Mutter die erste bunte Kuh auf den Hof brachte und einstallte. Von der Zeit an gestaltete sich auch der Küchenzettel reichhaltiger. Besonders wir Kinder begrüßten die Milchsuppe und die Butter auf dem Brot. Das Sparen nahm noch immer kein Ende. Die Kuh war nun da, es fehlte ihr das Futter. Im folgenden Jahre wurden 6 Morgen Wiese gekauft und anschließend wurde ein Pferd angeschafft. Wenn auf eigener Scholle nicht genügend Arbeit vorhanden war, wurde es in anderen Betrieben eingesetzt, so daß auch das Zugtier am Aufbau der Wirtschaft beteiligt war. Es verdiente sich selbst, das Geschirr, den Ackerwagen, den Pflug und die Egge. Seite 14 Da für alle An (käufe durchgestrichen) schaffungen nicht immer das Geld verfügbar war, sondern ein Darlehn aufgenommen werden mußte, das ein Druckgefühl auslöste und die weitere Fortentwicklung hinderte, entschloß sich der Vater nach Schleswig-Holstein zu fahren, wo zu jener Zeit der Nord-Ostsee-Kanal durchstochen wurde um bei den großen Unternehmerfirmen um Arbeit anzugehen. Es glückte ihm im Naßbetrieb auf einer Klappschute als Matrose anzukommen. Dabei verdiente er schönes Geld, das er zum Abtragen der Schulden heimsandte. Während der Vater dort im guten Lohn stand, legte daheim die Mutter ihre Hände auch nicht in den Schoß. Nach einem halben Jahre seiner Abwesenheit hatte sie wieder ein Stück Grenzland und weitere 4 Morgen Wiese zugekauft. Indessen hat so manches Borstentier den Besitzer gewechselt. Durch ein Unglücksfall war der Vater gezwungen die Arbeit am Kaiser-Wilhelm-Kanal aufzugeben. Seite 15 Nach seiner Rückkehr wurde die Kate einer gründlichen Reparatur unterzogen. Einige Jahre später erwarben sie nacheinander 2 Haffwiesen von insgesamt etwa 12 Morgen. Da genügend Futter vorhanden war konnte nun noch mehr Vieh herangezogen werden. Bald stellte sich heraus, daß die Stallung das vorhandene Vieh nicht mehr aufzunehmen vermochte. Es mußte für den Neubau eines Stalles Sorge getragen werden. Frau Sorge lastete indeß wieder infolge der Neukäufe. Während die Eltern mit Ackerbau und Viehzucht voll in Anspruch genommen waren, lag die Betreuung der jüngeren Geschwister der ältesten Tochter ob. Inzwischen hatte der Storch wieder zweimal Einkehr gehalten, die Tochter Madle war angekommen und als Letzter trat David in Erscheinung. Wieviel Gebete sind zum himmlischen Vater hinaufgesandt worden und wieviel Beistand ist ihnen geleistet worden. Er hat sie durch alle Nöten der Zeit hindurchgeholfen. Seite 16 Zuweilen sind wir drei Kinder zugleich nach der 3 km entfernt liegenden einklassigen Volksschule nach Stankischken gelaufen. Es war die gleiche Schule die die Eltern besucht hatten. Im fünften Schuljahr wurde am Wohnort in Suwehnen eine Schulklasse eingemietet und mit Abschluß meiner Schulzeit im Jahr 1901 und 1902 ein neues massives Schulhaus mit den nötigen Wirtschafts- und Stallräumlichkeiten erbaut. In den Kinderjahren erhielten wir weder Schuhe noch Tafel. Als Fußbekleidung dienten lediglich Holzklumpen (Gänserümpfe). Zur Sommerzeit trugen die Mädchen, wenn nicht das Barfußgehen vorgezogen wurde Holzpantoffeln. Einige Male sind wir Kinder zur harten Winterzeit mit dem Schlitten über das Haff und ::: zur Schule hinbefördert worden. Eine ordentliche Landstraße (Chausee) befand sich zu jener Zeit noch nicht. Die Landwege waren vielfach durch hohe Schneemassen verweht und gänzlich unpassierbar. Seite 17 Christbaum und Weihnachtsgeschenke kannte das elterliche Haus nicht. Heilig Abend wurde regelmäßig das Gotteshaus besucht. Nach dem Abendessen las der Vater die Weihnachtsgeschichte und auch andere Stellen der Bibel vor. Am Weihnachtsmorgen begab sich alles nach der Viehbeschickung und dem Festfrühstück zur Kirche. Gefeiert wurden drei Tage. Ein Feiertag galt Gott dem Vater der zweite Gott dem Sohn und der dritte Gott dem heiligen Geist. Die Schulkinder feierten das Christfest in der Klasse die am heilig Abend von Eltern und Kindern überfüllt war, denn dies war was neues, was noch nicht allgemein in die Häuser eingeführt war. Als etwa 5 jähriger Junge hatte die Mutter mich mit den beiden Schülern zur Schulweihnachtsfeier mitgenommen. Der Weg wurde wie schon (vor) erwähnt über das Haff zurückgelegt. Wie glänzten doch meine Augen als der Seite 18 Lichterbaum erglänzte. Der Lehrer las zunächst die Weihnachtsgeschichte vor und hielt anschließend eine Ansprache an die Eltern und Kinder. Die Kinder sangen verschiedene Weihnachtslieder und sagten Gedichte auf. Nach einem gemeinsam gesungenen Lied erschien auch der Weihnachtsmann mit einem vollen Sack voll Gaben. In der Hauptsache waren es die verschiedensten Schulartikel für die Kinder oder sonstige kleine nützliche Geschenke wie Taschenspiegel, Kindermesser oder Kindertaschentücher. Außerdem erhielt jeder Schüler eine bunte Tüte mit Pfeffernüssen und sonstigen Süßigkeiten. Da nach der Bescherung der Schulkinder der Vorrat des Weihnachtsmannes noch nicht erschöpft war, erhielten auch die mitgebrachten angehenden Schüler eine kleine Gabe und einige Süßigkeiten. Noch heute steht der Weihnachtsbaum lebendig in meiner Erinnerung, auch für die überraschte Gabe (Kindertaschentücher mit Seite 19 par Bonbons) bin ich dem Lehrer noch heute dankbar. -- Zur Osterzeit -- am zweiten Feiertag gingen wir Kinder schmackostern. Wir sagten ein Gedicht auf und erhielten dafür entweder ein Osterei, ein Kuchen oder ein Geldstück. Mit strahlendem Gesicht kehrte man mit seinen Gaben wieder heim. -- Das heilige Pfingstfest hatte neben das Schmücken der Bäume und des Hofes mit Birkengrün nichts sonderliches an sich. -- In den Jahren der wirtschaftlichen Entwicklung war der Speisezettel recht mager. Nicht einmal das Brot war ständig vorhanden. In Ermangelung dessen hat die Mutter mehrmals eine größe(?) Mehlklöße bereitet und diese in die Morgensuppe gekocht und uns als Brot mitgegeben. Oft war nicht einmal Mehl im Rad und so mußten wir ohne etwas zu Beißen mitzuhaben den weiten Schulweg antreten. Wie hat mir die ältere Schwester in der Pause auch die Jackentaschen nach Brotkrümchen ausgekehrt. Seite 20 Wenn Frau Sorge im Hause Einkehr hielt, ging es sehr dürftig her. Ich weiß mich an einen Wintertag zu erinnern, als ich bei klirrendem Frost heimkehrte und der Mutter meinen Hunger meldete, sagte sie: Es gibt gleich gebratene Kartoffeln. Sie hatte nämlich im ausgebrannten Kachelofen ein Teil Pellkartoffeln hineingetan damit sie die aus der Schule heimgekehrten Mäuler sättigen kann. Neben den Kartoffeln gab es ein Stückchen Salzhering und eine Tasse Gerstenkaffee. - So enteilten die Kinderjahre. Mit 14 Jahren wurde die Älteste in der Kirche zu Kinten konfirmiert. Nach 2 Jahren wurde sie bei Eigenverpflegung auf der kurischen Nehrung geschickt, wo im Sommerhalbjahr die wandernden Dünen befestigt wurden. Es war keine besonders schwere Arbeit, die meist Frauen und Mädchen ausführten. Buchenreisige oder Schilfrohr wurden Seite 21 auf etwa einhalb Metter zerhackt und damit laufende Kareen (Quadrat) von ca 2 ½ m angefertigt. Innerhalb dieser Kareen wurden 9 Zwergkiefern angepflanzt. Zwischen der Pflanzung wurden die Quadrate mit Abfallreisig ausgestreut. Nach einigen Jahren konnte man feststellen, daß der Wanderung der Düne Einhalt geboten war und die Zwergkiefern vortrefflich gediehen. Alle 14 Tage wahr Lohnzahlung. Restlos wurde das Geld nach Hause abgeführt. Damit half sie die lastende Schuld die schwer auf das kleine Anwesen ruhte, tilgen. Mit der Errichtung des Wohnhauses, des Wirtschaftgebäudes und der Scheune waren die Sorgen nicht gewichen. Das Getreide das bis dahin mit Dreschflegeln ausgedroschen wurde, konnte nach Anschaffung eines Göppelroßwerks schnell erledigt werden. Auch eine Hächselmaschine mit Handbetrieb mußte Seite 22 dem Göppelwerk weichen. Das Sahneabschöpfen von der Milch besorgte weit vorteilhafter die Zentrifuge. Für die Handwerkstube wurde eine neuzeitliche Singer-Nähmaschine eingestellt. So stand das ganze Anwesen in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg 1914/18 auf bester Kulturstufe. Auch die Kinder waren indessen herangewachsen und halfen fleißig in der Wirtschaft mit. Die Eltern, die in den Aufbaujahren fleißig gewirkt hatten, merkten nun, daß ihre Kräfte allmählich nachließen und daß der Körper im Alter mehr Ruhe und Entspannung verlangt. Während sie sich mit den Gedanken der Übergabe der Wirtschaft beschäftigten brach am 1. August 1914 der erste Weltkrieg aus. Max mußte sich am ersten Mobilmachungstage in Danzig stellen. Johann wurde mehrmals einberufen, doch wegen seiner Kurzsichtigkeit immer wieder entlassen, bis auch er 1916 festgehalten wurde. Marie war verheiratet Seite 23 mit einem Bauer und wohnte in Schwenzeln. David, der jüngste, der das Erbe antreten sollte wurde an seinem 19. Geburtstage ebenfalls zu den Waffen gerufen. Nun blieben die Eltern die ganze Kriegszeit bis November 1918 mit der Tochter Madle allein. Alle Kräfte mußten angespannt werden um die Wirtschaft hochzuhalten. Als der Krieg sein klägliches Ende genommen hatte kehrten Johann und Max wie verabredet an einem Tage wieder heim. David aber hatte sein Leben auf französischem Boden lassen müssen. Der Vater war inzwischen 70 und die Mutter war 68 Jahre alt geworden. Da der Erbe nicht wiederkahm wurde die Wirtschaft der Madle und dem Max zur Übernahme gegen ein mäßiges Altenteil angeboten. Da die Madle lange Jahre in der Wirtschaft tätig gewesen war, trat Max ihr zugunsten zurück. Die Eltern bauten sogleich ihr Altenteilsnest als Anbau des Hauses aus. Seite 24 Im Sommer 1919 wurde damit das ganze Anwesen wie es ging und stand durch notariellen Vertrag gegen ein bescheidenes Ausgedinge der Madle übereignet. Kurz vor Weihnachten des selben Jahres ehelichte sie den ältesten Sohn des Landwirts Heinrich Schimkus, gleichen Stamms von demselben Orte. Damit war die Zeit herangereift daß die Kinder die unter Freud und Leid sorglos ihre Jahre des Heranreifens verbracht hatten, das Elternhaus verließen und jeder auf seine Art das Leben zu meistern versuchte. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß der Mutter nicht nur die Erziehung der Kinder oblag, sondern auch alle mit der Wirtschaft verbundenen Geschäfte übertragen waren, weil der Vater zu leichtfertig über alles hinwegging und zum anderen dem Alkohol Seite 25 zusprach. Nicht selten hat sie ihn aus der Gaststätte holen müssen. Während er seinen Rausch ausschlief wurde die Geldbörse einer scharfen Kontrolle unterzogen. Wehe, wenn da Ebbe eingetreten, da hatte er am folgenden Morgen keine schlechte Gardinenpredigt anzuhören. Die Eltern hatten an Räumlichkeiten ein Wohn- und zugleich Schlafzimmer, eine Küche und eine Kammer separat ausgebaut, in denen sie sich zurückzogen. Sobald aber die Sommersaison eintrat und die Nachfolger alle Hände voll zu tun hatten, sahen sie sich genötigt mit anzufassen. Jedenfalles fanden sie ihre Freude daran, wenn sie feststellen konnten, daß es vorwärts ging. Allmählich nahte auch ihr Lebensabend. Mit tiefer Wehmut gedachten sie der Jahre in denen sie mit Schaffensfreude erfüllt waren. Immer noch hat der Vater zur Winterszeit mit seinem Handwerk betätigt und noch Seite 26 so manches Kleidungsstück gemeistert. Wenn der liebe Sonntag kam, erfüllte sie eine gewisse Sehnsucht nach den Kindern. Besonders die Mutter machte sich dann auf und wanderte die 4 km nach Kinten zu ihren Söhnen und Schwiegertöchtern. Beide haben nicht lange das Gnadenbrot genossen. Schon bald nach der Übergabe der Wirtschaft machte sich beim Vater ein Darmleiden bemerkbar, das mit den Jahren sich immer mehr auswirkte. Trotz ärztlicher Betreuung mußte er feststellen, daß es mit ihm allmählich zu Ende geht. Im Sommer des Jahres 1928 (31. März 1928) schloß er in Gegenwart seiner Kinder für immer die Augen. Die zurückgebliebene Mutter hat viel Leid um ihn getragen. Ein Gefühl der Verlassenheit umschlich sie. Obwohl sie noch einige Jahre lebte, glaubte sie schon auch in dem Todesschatten zu stehen. Dennoch war sie im Haus und Hof soweit das in ihren Kräften stand ihrer Tochter behilflich. Seite 27 Ihr leises Ahnen um das Heimgehen hat sich innerhalb von 2 Jahren erfüllt. Im Sommer des Jahres 1931 (14. August 1931) hatte sie an einem Sonntag das Verlangen unter Gottes Wort zu kommen. Sie pilgerte nach Kinten in dem Glauben daß am Nachmittage im Gemeindehause eine kirchliche Versammlung stattfinden würde. Als sich ihre Vermutung nicht bestätigte, besuchte sie uns. Wir tranken gemeinsam Kaffee und spazierten zum Haffesstrand. Gegen Abend verabschiedeten wir uns und sie ging mit einer Dorfgefährtin entlang der Haffküste nach Hause. Am folgenden Morgen überbrachte uns der Schwager die Kunde, daß die Mutter schwer erkrankt ist und im hohen Fieber liegt. Wir Kinder begaben uns an ihr Krankenbett und konnten nur noch wenige Worte mit ihr wechseln. Nach einigen Trostworten an die versammelten Kinder, nahm sie für immer Abschied. Ihr angenehmes, freundliches und zuvorkommendes Seite 28 Wesen sicherte ihr zu ihrer Ruhestätte ein Gefolge der ganzen Dorfgemeinde. Beide ruhen auf dem Suwehner Friedhof, wie im Leben so auch im Tode nebeneinander. Ihre Gruft umschattet eine Traueresche. Sie fanden ihre Ruhestätte an den vor Jahren heimgegangenen Eltern mütterlicherseits Jons Konrad und Eve geb. Thore. Damit schließt das Erdenleben der Eltern. Sie gingen heim in der gewissen Zuversicht, daß sie bei der Wiederkunft unseres Herrn und Heiland an der ersten Auferstehung teilhaben werden und daß sie in der Ewigkeit mit ihren Kindern den Erlöser schauen(?) und ihn für seine Liebe preisen werden.

Nachtrag! Der Zufall wollte es daß ich sowohl eine Aufnahme ihres Stammes (siehe Titelblatt) und eine Aufnahme von der Heimfahrt des Vaters von der Tochter meines Cousins, der Frau Albuszies auf Anfordern erhielt, sie hat es als ein wertvolles Andenken auf der Flucht mitgenommen.

Notiz

-der Vater ist früh verstorben -beim Stiefvater aufgewachsen -Backenbart, hatte weit und breit das einzige Fahrrad, Wanderjahre. (n.A. Hans Mikuseit)

Notiz

Sie konnte 5 Taler und er 3 Taler in die Ehe einbringen. An Erbgut hatten beide nichts zu erwarten.

Geburt
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Memeer Dampfboot
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Memeer Dampfboot
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Medienobjekt
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